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Teil 30

Vor einem Jahr lebten im „Shekarpour„-Bazar in Kandahar zwei minderjährige Mädchen bei ihren Eltern, d.h. jünger als 16 Jahre. Beide wurden eines Abends auf dem Weg zum Tempel entführt und blieben die ganze Nacht verschwunden. Am nächsten Tag wandten die Eltern sich an die Behörden. Diese teilten ihnen mit, die Mädchen befänden sich in einem muslimischen Haushalt. Weitere Nachforschungen brachten zu Tage, die Mädchen hätten angeblich vor einem islamischen Gericht ihren Übertritt zum Islam erklärt. Die Eltern erhoben Einspruch, weil die Mädchen minderjährig seien und ohne ihre Erlaubnis auch das Gericht ihre Konversion nicht akzeptieren dürfe. Sie wandten sich an den Provinzgouverneur, den von Karsai als „modernen Politiker„ verkauften Yousef Pashtun. Dieser erklärte den Eltern, er könne nichts tun, weil das Gericht bereits entschieden habe. Darauf wandten sich die Eltern an das Amt von Präsident Karsai in Kabul. Der Sprecher des Präsidenten teilte den Eltern ebenfalls mit, durch die Gerichtsentscheidung sei die Angelegenheit erledigt. Seitdem haben die Eltern die Mädchen weder gesehen noch Nachricht von ihnen erhalten. Die Behörden verweigern ihnen den Kontakt mit dem Argument, die Mädchen seien jetzt Musliminnen und dürften keinen Kontakt zu „gottlosen„ Familien unterhalten. Diese Auslegung wird auch durch den obersten Richter Shinwari bestätigt.

Ein weiterer Fall aus den letzten Monaten: Ein minderjähriges Hindu-Mädchen wurde in Kabul entführt und in die Provinz Baglan im Norden verschleppt. Seitdem gibt es keine Spur mehr von ihr; die Eltern machten die gleichen Erfahrungen wie die Eltern der beiden Mädchen aus Kandahar. Es war nur zu erfahren, dass das Mädchen zwangsweise mit einem Muslim verheiratet wurde.

Solche Fälle kamen in der Vergangenheit in den Provinzen, besonders in Kandahar im Süden, häufig vor. Deutlich der Versuch, auf diese Weise die nächste Generation der Hindus zu assimilieren. Außerdem werden die Hindus dadurch derart verängstigt, dass sie afghanische Kleidung tragen, ihre Frauen verschleiern und ihre Sprache und Kultur verleugnen. Auch das scheint im Interesse der Regierung zu liegen.

Zum Schluss möchte ich kurz auf die Lage der Hindu- und Sikh-Minderheit in den Provinzen eingehen, wenngleich die Gerichte meist einräumen, dass ein Ziel einer eventuellen Abschiebung nach Afghanistan nur die Hauptstadt Kabul sein könne.In Kandahar, im „Shekarpour„-Bazar, leben heute ca. 45 Hindu-Familien, etwa 150 bis 200 Personen. Einst existierte hier eine große Hindu- und Sikhgemeinschaft von mehreren tausend Menschen. Einige der heutigen Bewohner leben in Privathäusern und haben sich nach außen hin vollkommen assimiliert. Der Rest lebt im Tempel unter Bedingungen, die sich von den geschilderten Lebensverhältnissen in Kabul nicht unterscheiden.

In Jalalabad, im Osten des Landes, leben ungefähr 85 Familien in einem ehemaligen Schulgebäude der Hindus und Sikhs, um sich gegenseitig zu unterstützen. Auch hier lebten vor Jahren noch mehrere Tausend Hindus und Sikhs, meist Geschäftsleute.

In Khost, ebenfalls im Osten Afghanistans, lebten einst 400 Hindu-Familien, eine Gemeinschaft von ca. 2400 bis 3000 Menschen. Heute sind es noch ca. 30 Familien, die im Viertel „Kalay-e Hindu„ im Zentrum der Stadt leben. Schulen gibt es dort nicht mehr; die Hindu-Kinder werden nur von ihren Eltern in ihrer Religion unterwiesen und wachsen ansonsten als Analphabeten auf, so dass die wenigen verbliebenen Hindus eine Zukunft in den untersten Bereichen der Gesellschaft erwartet. Auch dort haben sich, ähnlich wie in Kabul, alle in den Tempel zurückgezogen und werden derart bedroht und drangsaliert, dass sie sich bewaffnet haben, um sich notfalls zu verteidigen. Viele von ihnen sind in den letzten Jahren in die Hauptstadt geflüchtet. Man kann davon ausgehen, dass diese Hindu-Gemeinde bald nicht mehr existieren wird.