.
Home Über uns Vereine und Tempel Projekte Informationen Mitgliederbereich Kontakt Impressum Sitemap

Teil 8

Im Folgenden ist speziell die Lage in Kabul zu betrachten; allgemein gestehen die Gerichte und das Bundesamt zu, dass für Afghanistan allenfalls eine Abschiebung nach Kabul in Frage komme. Es ist also zu fragen, ob ein Rückkehrer aus Europa in der Hauptstadt eine Aussicht hat, seine Existenz zu sichern.

Die afghanische Hauptstadt ist durch den Zustrom von Rückkehrern aus den Nachbarländern sowie Binnenflüchtlingen stark angewachsen. Nachdem Kabul im Gefolge der Jahre langen Bürgerkriege stark entvölkert worden war – bis zum Ende der Taleban-Herrschaft war die Einwohnerzahl von einst ca. 3 Millionen auf 1 Million gesunken -, wuchs die Stadt in den darauf folgenden Jahren erneut auf etwa 2,5 Millionen. Gerade in den letzten zwei Jahren jedoch ist die Bevölkerungszahl noch einmal sprunghaft angestiegen, nach offiziellen Angaben auf 4,5 Millionen. Mein eigener Eindruck allerdings – da ich die Stadt seit fast dreißig Jahren kenne, glaube ich dies beurteilen zu können – ist, dass die wirkliche Zahl über 5 Millionen beträgt. Diese Einschätzung teilen auch mehrere afghanische Journalisten und Politiker, mit denen ich sprach. Insgesamt sind laut Aussagen der UNHCR in den letzten drei Jahren ca. 4,4 Millionen Afghanen, die zuvor nach Iran oder Pakistan geflüchtet waren, ins Land zurückgekehrt. Problematisch ist die geographische Lage Kabuls: Da die Stadt in einem von hohen Bergen umgebenen Talkessel liegt, ist die Möglichkeit zur räumlichen Ausdehnung von Ansiedlungen beschränkt. Auf diesem engen Raum drängen sich Millionen Menschen, von denen die meisten in den letzten Jahren als Flüchtlinge in die Stadt gekommen sind. Das Verkehrschaos, die Luftverschmutzung und der Müll in Kabul sind unbeschreiblich.

Ein UN-Vertreter bestätigte mir, die Mehrheit der Flüchtlinge kehre nicht in die Dörfer zurück. Da die Landwirtschaft am Boden liege, seien auch viele Rückkehrer, die ursprünglich vom Lande stammten, in die Städte geströmt, besonders nach Kabul. Natürlich säßen die meisten der ca. 2.400 Hilfsorganisationen in Kabul, so dass in der Bevölkerung der Eindruck entstanden sei, dort würden sie von ihnen versorgt. So streben Millionen Afghanen nach Kabul in der Hoffnung, dort Hilfe – Infrastruktur, medizinische Versorgung, Wohnraum - zu erhalten. Diese Hoffnung trügt jedoch in den meisten Fällen. Hunderttausende Binnenflüchtlinge sind nicht einmal von den Hilfsorganisationen erfasst und vegetierten einfach an verschiedenen Orten dahin.

Die UN versucht zwar, die Flüchtlingsströme zu lenken und die Menschen zur Wiederansiedlung in den Provinzen zu bewegen. Immer wieder wird in Gerichtsurteilen darauf hingeweisen, dass die UNHCR mit diversen NGO-Organisationen eine Vereinbarung über die Errichtung einer begrenzten Zahl von Unterkünften auf dem Land und in der Umgebung von Kabul geschlossen habe. Dass dieses Programm zum einen relativ wirkungslos ist und zum anderen für Rückkehrer aus Europa überhaupt nicht greift, soll im Folgenden näher beleuchtet werden.

Grundsätzlich erhält jede in Kabul eintreffende Familie – also auch abgeschobene Rückkehrer aus Europa - von der UN eine einmalige Hilfe von 12 Dollar pro Person. Dann sind die Menschen auf sich gestellt und müssen selbst nach einer Unterkunft suchen. Weitere Hilfen durch die UN oder Nicht-Regierungsorgansiationen (NGOs) gibt es momentan in Kabul nicht. Ein UN-Vertreter schilderte mir, wie genau das Ansiedlungsprogramm auf dem Land sich gestaltet.